Veranstaltung: | Jahresmitgliederversamlung |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Anträge |
Antragsteller*in: | Ronald Wenke, Michael Gaedicke |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.03.2018, 15:00 |
A2: Wissenschaft, Kultur und Natur in Steglitz-Zehlendorf - Potenziale für den Tourismus nutzen
Antragstext
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich dafür ein, für Steglitz-Zehlendorf neue
BesucherInnengruppen zu erschließen und den Bezirk für Touristinnen und
Touristen noch attraktiver zu machen. Dabei können wir auch stärker als bisher
von der attraktiven Lage zwischen der Berliner Innenstadt und der
brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam profitieren. Wir wollen die Chancen
für Beschäftigung und Wertschöpfung nutzen und zugleich einen sanften,
stadtverträglichen Tourismus ermöglichen.
Wie kein zweiter Bezirk steht der Südwesten Berlins für Kultur, Wissenschaft und
Naturerlebnis. Diese Stärken wollen wir nutzen, um die touristische
Infrastruktur naturverträglich zu entwickeln und touristische Standorte zu
modernisieren und auf die Höhe der Zeit zu bringen.
Berlin hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem internationalen Top-
Reiseziel entwickelt. Mehr als 30 Millionen Übernachtungen und über 100
Millionen Tagesgäste besuchen unsere Stadt jedes Jahr. Allerdings gehen die
großen Tourismusströme und die damit verbundenen Chancen für Gewerbe und
Wirtschaft noch zu sehr an den Außenbezirken vorbei. Während in den
innenstädtischen Kiezen teilweise bereits Überlastungsgrenzen überschritten
werden, gibt es in den Bezirken außerhalb des S-Bahnringes noch Potenziale,
insbesondere hier im Südwesten. Steglitz-Zehlendorf hat – nach Marzahn-
Hellerdorf – die geringsten Beherbergungskapazitäten und Übernachtungszahlen
aller Berliner Bezirke. Entsprechend gibt es hier noch Ausbaumöglichkeiten, auch
für weitere Betriebe der Touristikbranche.
Bezirkliches Tourismuskonzept erstellen
Der Senat von Berlin hat sein neues Tourismuskonzept unter das Motto „12x Berlin
| er | leben“ gestellt und damit auch deutlich gemacht, dass die Bezirke
zukünftig eine stärkere Rolle bei der Steuerung des Tourismus innehalten sollen.
Wir fordern das Bezirksamt in Steglitz-Zehlendorf auf, diese Aufgabe zügig und
gemeinsam mit anderen Akteuren wie visitBerlin, der Freien Universität und
zivilgesellschaftlichen Gruppierungen (Interessenvertreter*innen des Sports, der
Wirtschaft und von Umwelt und Natur) anzunehmen.
Steglitz-Zehlendorf braucht ein bezirkliches Tourismuskonzept, das sich in das
neue Tourismuskonzept des Landes Berlin einfügt und dieses unter
Berücksichtigung der bezirklichen Potenziale interpretiert. Im ersten Schritt
muss ein bezirkliches Tourismuskonzept eine Bestands- und Potenzialanalyse der
touristischen Einrichtungen vorlegen. Die von der EBC Hochschule (Prof. Schaal)
erarbeiteten Vorschläge für ein „Nachhaltiges Tourismuskonzept für den Bezirk
Steglitz-Zehlendorf“ sollen dabei unter Berücksichtigung von Strategie und
Organisation des Tourismus kritisch überprüft werden.
Tourismusbeauftragten berufen
Steglitz-Zehlendorf benötigt eineN bezirklicheN TourismusbeauftragteN, die bzw.
der die konzeptionellen Überlegungen zusammenbringt und mit den VertreterInnen
des Bezirksamtes, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft voranbringt.
Der bzw. die Tourismusbeauftragte soll AnsprechpartnerIn der touristischen
Anspruchsgruppen des Bezirkes und des Bezirksamtes sowie Verbindungsstelle zur
Senatsverwaltung für Wirtschaft sowie den beauftragten koordinierenden Stellen
für die touristischen und Wirtschaftsentwicklung des Landes sein.
Bündnis 90/Die Grünen in Steglitz-Zehlendorf fordern den Senat auf, eine solche
Stelle für jeden Bezirk zu schaffen. Wir plädieren für eine Ansiedlung der
Stellen der bezirklichen Tourismus-Beauftragten bei visitBerlin – unter der
Voraussetzung einer engen Abstimmung der touristischen Maßnahmen im Bezirk mit
dem Bezirksamt und unter Beteiligung der Bezirksverordnetenversammlung.
Stärken stärken – Kultur und Wissenschaft, Natur und Sport
Bündnis 90/Die Grünen Steglitz-Zehlendorf wollen im Rahmen des Berliner
Tourismuskonzeptes die beiden folgenden Markenkerne des Bezirkes in die
touristische Entwicklung des Landes einbringen:
Steglitz-Zehlendorf bietet mit Havel und Wannsee, den Grunewald-Seen und
den sie umgebenden Waldflächen und Landschaftsparks eine in Berlin
einzigartige Kulturlandschaft, die Ausgangspunkt von Naturerfahrung und
Erholung sein kann.
Der Bezirk beherbergt Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen von
internationalem Renommee: Mit der Freien Universität, den Max-Planck-
Instituten, dem Botanischen Garten und der königlichen Gartenakademie
verfügt Steglitz-Zehlendorf über herausragende wissenschaftliche
Leuchttürme, die Anlass geben, den zunehmenden Wissenschafts- und
Kongresstourismus auszubauen.
Wir wollen diese Stärken stärken:
Kongress- und Wissenschaftstourismus: Die Lehr- und Forschungseinrichtungen um
die Freie Universität, den Botanischen Garten, das FUBIC und auch die für
Forschungsaufgaben zu öffnenden Museen Dahlem brauchen weitere Angebote für die
Etablierung eines Kongress- und Wissenschafts-Campus: gastronomische
Einrichtungen, Kongresshotels sowie ebenso attraktive wie kostengünstige
Unterkünfte, Büros und Arbeitsmöglichkeiten für befristete und / oder
kurzzeitige Arbeits- und Forschungsaufenthalte (co-working-spaces, share-labs,
Wohngemeinschaften für Fellows, Gastdozenten und Wissenschaftler).
Mit dem Abzug der Dahlemer Museen und des Alliiertenmuseums droht ein
kulturelles Ausbluten des Bezirks. Gemeinsam mit der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz müssen wir hier eine Lösung finden, die öffentlich zugängliche
Nachnutzungen kultureller Art zulässt. Das Museum Europäischer Kulturen (MEK)
der Staatlichen Museen Berlin wollen wir mit der Ansiedlung von Einrichtungen
stärken, die sich mit Fragen europäischer Politik, Wirtschaft und Kultur
beschäftigen. Dabei wollen wir auch mit der Freien Universität zusammenarbeiten.
Rad-, Wasser und Wandertourismus: Der Bezirk bietet rund um den Wannsee, die
Grunewald-Seenkette und entlang des Teltowkanals Rad- und Wanderrouten,
Wasserwander-Rastplätze und gastronomische Infrastruktur, die
entwicklungsbedürftig sind zukunftsfähig gemacht werden müssen.
Wir wollen durchgehende Radwege, die die verschiedenen touristischen Zentren
unseres Bezirks miteinander verbinden etwa die Kultur-Route Dahlem und die noch
zu entwickelnde Wannsee-Route durch einen Pedelc-Korridor. Wir wollen auf der
Wannsee-Insel eine bessere Erschließung des Ufers durch einen durchgehenden Rad-
und Wanderweg.
Land und Bezirk müssen die Aufgabe angehen, dass das Unesco-Weltkulturerbe auf
der Wannsee-Insel (Park Klein-Glinicke, Pfaueninsel) als Teil des Unesco-
Welterbes Schlösser und Parks zwischen Potsdam und Berlin stärker wahrgenommen
wird. Mit der Ausschreibung für den Betrieb des Besucherzentrums muss jetzt
begonnen werden.
Das Strandbad Wannsee wollen wir in seiner Einzigartigkeit als attraktives
Ausflugsziel ertüchtigen und Möglichkeiten seiner Nutzung über die Sommersaison
hinaus prüfen – etwa durch Ansiedlung eines Sauna- und Spa-Bereichs.Wir wollen
den Teltowkanal vom Griebnitzsee bis nach Tempelhof als durchgehenden Grüngürtel
mit attraktiven Rad- und Wanderwegen als schnelle und erholsame Grünverbindung
ausbauen.
Wir wollen die Erschließung der Weidelandschaft in Lichterfelde-Süd durch ein
Umweltbildungszentrum voranbringen.
Auf Landesebene wollen wir uns dafür einsetzen, nach dem Vorbild anderer
Bundesländer eine Landesgartenschau ermöglichen. Mit dem Botanischen Garten, der
Königlichen Gartenbauakademie und zahlreichen Parks wollen wir Partner für eine
attraktive Veranstaltung gewinnen. Gemeinsam mit den Brandenburger
Nachbargemeinden kann gerade auch rund um den Teltow-Kanal noch viel Neues durch
einen solchen Impuls entstehen.
Touristische Infrastruktur stärken – Stadtverträglichkeit sicherstellen
Wir begrüßen die Absicht des Senats, mehr Gäste auch in die Außenbezirke zu
locken. Dazu muss die Infrastruktur jedoch gestärkt werden. Stadtverträglicher
Tourismus heißt auch, dass die AnwohnerInnen von touristischen Orten mit den
Folgen nicht allein gelassen werden. Schon heute müssen wir rund um die
Schloßstraße auch negative Folgen – Übermüllung der Grünanlagen, Parksuchverkehr
– des Tourismus konstatieren. Auch an den Grunewalder Seen sind
Übernutzungserscheinungen festzustellen.
Der Senat muss den Bezirk dabei unterstützen, die negativen Begleitfolgen des
Tourismus abzumildern, etwa durch mehr öffentliche Toiletten, die Reinigung der
Parkanlagen und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Wir begrüßen, dass der
Senat erste Maßnahmen in diese Richtung beschlossen hat und beispielsweise der
BSR die Reinigung der Liegewiesen an den Grunewaldseen und jetzt auch an der
Ronnebypromenade in Wannsee übertragen hat. Wir fordern auch, dass
Radverleihsysteme und Carsharing-Angebote nicht am S-Bahn-Ring enden. Auch diese
Angebote sind Teil der touristischen Infrastruktur, von denen auch die
Berlinerinnen und Berliner profitieren.
Wir fordern den Senat darüber hinaus auf, in Zukunft Fördermaßnahmen für den
Tourismus – etwa die Verwendung von GRW-Mitteln – vor allem auf die Außenbezirke
zu konzentrieren. Bereits jetzt wird etwa die Sanierung des Parks Glienicke so
finanziert. Wir begrüßen die aktuelle Ankündigung der Wirtschaftssenatorin
Ramona Pop das Botanische Museum in Dahlem zu modernisieren und die
Ronnebypromenade neu zu gestalten. Diese Maßnahmen können den Bezirk in seinen
Bemühungen gut unterstützen.
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